Snare Ständer – Wichtiger als man denkt!

Wenn ein Schlagzeugneukauf ansteht dann steht auch immer wieder die Budgetfrage im Raum. Und meistens wird an falscher Stelle gespart. In der Regel an der Hardware wie dem Snare Ständer und genau da sind generell nur wenig Einsparmöglichkeiten vorhanden. Nehmen wir einmal den Snare Ständer für sich. Ein Schlagzeuger wird oftmals an seinem Snare Sound bewertet. Klingt die Snare wie ein Blecheimer, erwartet man nicht wirklich viel von diesem Schlagzeuger. Daher und noch aus vielen weiteren Gründen, beschäftigen sich Schlagzeuger überdurchschnittlich viel mit Ihrer Snare. Die große Auswahl an verschiedenen Modellen zeigt schon dass der Schlagzeuger dieses Instrument als sein Allerheiligstes ansieht. Hier kann man mitunter eine hohe Anzahl an Hundert Euro Scheinen versenken.

Vorgeschichte zum Kauf eines neuen Snare Ständers (kann man auch überspringen 🙂 )

Man kann manchmal nur mit dem Kopf schütteln was es für tatsächliche Begebenheiten gibt. Beispiel, ein recht gut betuchter Schüler meinerseits, zugegeben er hat auch schon einiges auf dem Kasten und weiß wie er mit seinem Schlagzeug umzugehen hat. Er kam stolz zu mir, mit der Info, sich eine Noble & Cooley Classic Maple gekauft zu haben. Also machte ich mich auf dem Weg diese zu besichtigen. Ich bin seit den 80ern ein absoluter Fan der Noble & Cooley Drums, die Gelegenheiten auf solchen Instrumenten zu spielen sind rar gesät und daher musste ich diese Snare einfach sehen.

Die Snare war dieser sehr ähnlich. Man muss sich jetzt vorstellen, diese Snare besitzt ein sehr hochwertiges Spannsystem. Absolut perfekt ausgearbeitete Gratung, einen sehr speziellen dreigeteilten Snare Teppich und das wirklich hervorragende Nodal Point Spannböckchensystem, bei dem die Spannböckchen dort befestigt wurden, die für die Tonerzeugung am wenigsten von Einfluss sind. Und was soll ich sagen, sie war sehr gut gestimmt und klang ohne jegliche Dämpfung einfach nur unglaublich.

Dieses über 1000 Euro teure Instrument stand da nun vor mir, in all seiner Pracht. Die teuerste Snare auf der ich jemals spielen durfte, stand da, auf einem ca. 50 Jahre alten Sonor Ständer. Ein Erbstück seines Großvaters. Alte Erinnerungen und Vintage Wahn in allen Ehren, aber dieser Ständer war vor 50 Jahren schon nicht gut. Einer der Sorte: So, nimm den mal mit dann hast du wenigstens schon mal was. Die Nebengeräusche die dieser Ständer fabrizierte waren um einiges lauter als die Ghost Notes der feinfühligen Snare. Ich war entsetzt und habe ihm dann wärmstens empfohlen einen neuen Ständer zu besorgen.

Snare Ständer Testkandidaten

Ich muss jetzt erstmal vorwegschicken das dies eine relativ subjektive Wiedergabe einer Einkaufsaktion ist. Es geht hier nicht darum irgendwelche Modelle zu testen und qualitativ zu vergleichen, sondern darum wie wir uns den optimalen Snare Ständer vorstellen. Wir waren in einem nahegelegenen Musikgeschäft das sich auf Schlagzeug und Percussion spezialisiert hat.

Die Drum Abteilung ist wirklich sehr gut ausgestattet. Aber wir hatten nicht die Auswahl von allen Marken und Varianten. Da ich generell erstmal sehr überzeugt von der Tama Hardware bin haben wir hier schon mal eine Grundauswahl getroffen, weil Tama in dem Laden auch relativ vollständig in allen Preisklassen vertreten war, bot sich das an.

Ominiball zwingende Voraussetzung

Ich muss sagen das die Hardware in den letzten Jahren unglaubliche Fortschritte gemacht hat. Die Qualität ist auch im Low Budget Bereich mittlerweile sehr hoch und es entscheiden wirklich nur noch kleine Details ob ein Produkt in Frage kommt oder nicht. In unserem Fall haben wir schnell festgestellt das ein Snareständer ohne Omniball Verstellung oder einem ähnlichen Verfahren, wesentlich unflexibler zu positionieren sind. Der Korb muss durch lösen der Mittelstange erst gelöst und dann gedreht werden bis die richtige Position gefunden wurde.

Verstellt man nun den Neigungswinkel nochmal wird man unter Umständen die Prozedur nochmal wiederholen müssen damit es gut passt. Bei den Omniball-Varianten war dies wesentlich einfacher. Schraube lösen, Korb in die gewünschte Position bringen, Schraube wieder anziehen, fertig! Dies ist besonders wichtig für Drummer die mit in einer waagerechten Position spielen.

Viel Auswahl mit einem klaren Sieger

Alle Ständer sind absolut Roadtauglich und machen genau das was sie sollen, die Snare halten, ohne irgendwelche Nebengeräusche oder irgendwelche Einschränkungen. Alle ließen sich problemlos auf und abbauen ohne irgendwo zu hakeln oder rum zu zicken. Die Verarbeitungsqualität machte bei Pearl insgesamt den besten Eindruck. Pearl Hardware sieht immer irgendwie einen Ticken edler aus und macht einen sehr hochwertigen Eindruck.

Generell kann man jedes dieser Modelle bedenkenlos irgendwo bestellen und hat einen sehr guten Snare Ständer. Die Kugelgelenk-Mechanik machte bei Yamaha den besten Eindruck. Pearl hat definitiv die beste Haptik und kann dank der Korbjustierung auch Snares oder Toms bis zu 16″ aufnehmen. Warum also nicht einfach einen nehmen und gut, es ist doch nur ein Snare Ständer. Es gibt da aber noch ein paar Details, und diese Details sind halt bei jedem anders. Daher gilt der klare Sieger halt nur für unseren speziellen Anwendungsfall.

Tama HS800 und HS100W

Wie bei allen Herstellern gibt es eine Kugelgelenk oder ähnliche Mechanik nur in den Topmodellen. Daher schieden die Serien HS-40 und HS-50 komplett aus. Auch die Quick-Set Variante der HS-80 Serie ist nicht wirklich das was wir uns erhofft haben. Bleiben also nur noch HS800W und HS100W.

Beide Tama Snare Ständer lassen sich am schnellsten über das Omniball Gelenk einstellen, die Schraube reagiert im Vergleich zu den anderen System wesentlich schneller und packt gefühlt besser und fester zu. Dafür machte er insgesamt den schlechtesten Eindruck. Auch die Verstellung der Korbgröße war eher unangenehm zu handhaben. Ist die Snare erstmal auf dem Ständer drauf kommt man hier „nicht so gut“ an die Schraube zum verstellen heran wie z.B. bei DW. Ähnlich war es bei Yamaha, wo die Verstellung der Korbgröße ähnlich gelöst ist.

Der HS100W verfügt zudem noch über ausfahrbare Spikes in den Füßen sowie einen speziellen neu entwickelten Snare Korb, welcher nur noch geringe Auflageflächen zur Snare hat. Dadurch klingt die Snare etwas resonanter, was wir im Vergleich mit dem HS800 auch hören konnte. Damit schied der HS800 schonmal aus, ebenso auch der HS100W. Mit der Korbverstellung hätten wir noch leben können, es lässt sich gut damit arbeiten, aber es geht woanders besser. Die allgemeine Haptik war im Vergleich zu den anderen Ständern aber nicht so schön und wir konnten auch die Euphorie des Verkäufers nicht verstehen. Wir waren nicht wirklich begeistert. Geschmackssache würde ich behaupten.

Yamaha SS950

Beim Yamaha Snare Ständer SS950 gefielen uns ebenfalls die ausfahrbaren Spikes und die Matte Gesamtoptik. Aber, nach zahlreichem Wechsel der Snare war die Korbgrößenverstellung wirklich grausam, die Rändelschraube ist zu klein dimensioniert und macht die Verstellung wirklich unkomfortabel und teilweise sehr schmerzhaft. Außerdem sind die Flügelschrauben zwar hübsch anzusehen aber unangenehm anzufassen. Das ist sehr schade denn die insgesamt sehr schwere Ausführung bot die beste Standfestigkeit. Auch die ausfahrbaren Spikes sind ein nettes und in bestimmten Situationen brauchbares Zusatzgimmick. Snares zu wechseln gehört aber zu unserem Alltag, und das muss gut, sicher und flott von der Hand gehen und das ist bei dem Yamaha Snare Ständer am schlechtesten gelöst.

Pearl S-1030 und S-1030D

Der Ständer erfüllte alle unsere Anforderungen. Leider aber das ist jetzt jammern auf hohem Niveau, ist die Verstellung des Korbs beim S1030 anders als beim S-1030D, das war für uns absolut unverständlich. Der S-1030 ist ein wirklich toller Snare Ständer der keine Wünsche offen lässt. Der S-1030D lässt sich im Korb aber wesentlich einfacher und besser verstellen, daher fiel der S-1030 dann auch raus.

Das Giro Lock System hat uns voll überzeugt, zwar nicht so griffig wie bei Tama aber trotzdem gut. Auch der flexible Korb und die Korbgrößenverstellung beim S-1030D waren wirklich super. Dieser Ständer wäre unsere erste Wahl gewesen. Super Stabil, geringe Aufstellgröße, die besten Flügelmuttern im Feld. Das Air Suspension System an den Füßen können wir jetzt nicht bewerten, ich denke das macht sich dann auf Bühnen oder Holzfußböden bemerkbar. Wir konnten bisher noch keinen Unterschied zu anderen Snare Ständern feststellen.

Die Air Suspension artige Snareauflage am Korb lies die Snare im direkten Vergleich mit einem herkömmlichen Snare Ständer wesentlich resonanter klingen. Dieser Effekt kann mit geschicktem positionieren der Snare noch erhöht werden, indem man die Snare zwischen den Halterungen einklemmt anstatt sie aufzulegen (übrigens ein sehr häufig anzutreffender Fehler). Rundum ein genialer Snare Ständer. Unser Sieger stand eigentlich schon fest.

DW 9399AL Air Lift Snare Ständer

Snare Ständer DW 9399AL
DW 9399AL

Tja doch dann kam der DW 9399AL ins Spiel. Da wir durch die Snarekorb Auflage von Pearl etwas verwöhnt waren was den Sound angeht, so haben wir den 9300AL gleich ausgeschlossen. Der 9399 verfügt über ein ähnliches System und auch hier klingt die Snare wunderbar resonant und voll. Zwar gibt es hier kein Kugelgelenk aber das von DW erdachte System ist mindestens genauso gut, wenn nicht gar besser. Es machte auf uns einen insgesamt langlebigeren Eindruck und der Snarekorb ließ sich mit der Hebelartigen Schraube wunderbar in die gewünschte Position bringen. Das überzeugende I-Tüpfelchen und ausschlaggebende Detail das uns auch den Mehrpreis von gut 100 Euro gegenüber dem Pearl S-1030D zu rechtfertigen schien, war aber das Air Lift System.

Jeder Drummer kennt das Problem. Man will den Snare Ständer in die gewünschte Höhe bringen, dreht die Schraube los und die Snare kracht erstmal nach unten, oder man verrenkt sich die Hände beim Versuch die Snare dabei fest zu halten. Eine andere Möglichkeit ist es unter die Snare zu krabbeln und den Ständer auf die gewünschte Position zu bringen, nachdem man das dreimal wiederholt hat spielt man dann entnervt in dem vielleicht nicht ganz optimalen Setup weiter. Beim DW 9399AL bleibt die Snare da wo sie ist. Man löst die Schraube, drückt die Snare in die optimale Position und zieht die Schraube wieder fest.

So eine Gasdruckfeder hat natürlich Ihren Preis. Stolze 280 Euro haben wir dafür hingeblättert, und das sogar gleich zweimal, denn ich war so begeistert das ich ihn mir auch besorgt habe. Und ich gehe davon aus das es der letzte Snare Ständer ist den ich mir je gekauft habe. Der DW 9399AL ist allerdings sehr schwer und für Drummer, ohne Roadie, im Tourbetrieb eventuell ein Ausschlusskriterium. Hier gelten andere Kriterien.

Für die Ausbildung ist dieser Ständer aber genial. Viele, vor allem kleinere Schüler stellen sich das Set im Unterricht nicht richtig ein weil es ihnen zu umständlich ist, und sie sich dabei auch gerne mal weh tun weil sie die Snare nicht halten können. Seitdem ich den Snare Ständer im Unterricht einsetze gehören zu tief oder zu hoch eingestellte Snares der Vergangenheit an. Ein großer Pluspunkt und auch für mich eine echte Arbeitserleichterung.

Features des 9399AL von DW

  • Mega-Tripod
  • hydraulische Höhenverstellung
  • Freies Schwingverhalten
  • horizontal und vertikal stufenlos verstellbar
  • Techlock Funktion
  • Geräuschfreies Spiel durch isolierte Rohre

Fazit

Wie man sieht ist die Wahl des richtigen Snare Ständers eine sehr individuelle Angelegenheit. Was für uns gut ist mag für jemand anderes total nebensächlich sein. Schlagzeuger die viel unterwegs sind suchen lieber leichtes Material. Wieder andere sind sicher nicht bereit 250 – 280 Euro für einen Snare Ständer auszugeben. Wer nicht so häufig seine Snare wechselt, weil er nur eine hat, der ist mit dem Yamaha SS950 bestens beraten. Wir waren sehr begeistert von dem Modell, aber wir spielen sehr viele verschiedene Stilrichtungen in kurzen Abständen und benötigen öfter mal eine andere Snare.

Wer die Höhe des Snare Ständers nicht oft verstellen muss dem sei der Pearl S-1030D wärmstens empfohlen, ein Snare Ständer der Spitzenklasse, der zudem auch noch den Snare Sound verbessert, und das hörbar. Wer nicht soviel ausgeben möchte macht mit dem Tama HS100W nichts falsch. Ein grundsolider und hervorragender Snare Ständer der bei uns nur aus optischen, also rein subjektiven, Gründen rausgefallen ist. Ein anderer mag dies ganz anders beurteilen und die Pearl Hardware als klobig bezeichnen.

Günstige Alternativen

Wer auf das Budget achten muss sollte auch die Top Modelle der Hausmarke von Thomann ansehen, der Millenium SS-902 Pro Snare Ständer ist ein sehr stabiler und auch roadtauglicher Ständer für weniger als 70 Euro. Mehr geht nicht fürs Geld. Ebenfalls mit einem Kugelgelenk verstellbar. Für Doppelfussmaschinen kann auch der Millenium SS-901X Pro sehr nützlich sein. Der Korb liegt hier nicht zentral über dem Ständer und kann so die Aufstellung von zusätzlichen Pedalen erheblich erleichtern.

Snare Ständer von Sonor

Die Firma Sonor hat leider keinen Snare Ständer im Programm der über ein Kugelgelenk oder ähnliche Verstellung für den Snare Korb verfügt. Jedenfalls haben wir im Laden keinen gefunden und auch bei nachträglichen Recherchen auf der Sonor Seite war nichts zu entdecken. Daher sind die Ständer hier nicht aufgeführt.

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