E Drum – Ein Überblick

Ein E Drum oder auch E Schlagzeug hat gewisse Vorteile aber auch einige Nachteile. Um es vorweg zu nehmen. Es gibt derzeit kein E Drum das irgendwie auch nur annähernd ein akustisches Schlagzeug ersetzen könnte. Dennoch sind E Drums sehr beliebt und auch sinnvoll. Doch für welche Einsatzzwecke ist elektronisches Schlagzeug geeignet und wann lässt man lieber die Finger davon? Die Eltern meiner Schüler kommen häufig mit der Frage: „Ja, geht da auch ein E Schlagzeug?“ Ja klar, besser als nix, optimal ist es zwar nicht, aber…. naja, es hat halt wie gesagt auch seine Vorteile.

Vor- und Nachteile des E Drum Sets

Um die Vor- und Nachteile von E Drums zu beurteilen sollte man wissen wofür man das E Schlagzeug überhaupt benötigt. Wir sprechen hier ja nicht nur von Kindern die Schlagzeug lernen möchten sondern auch von fortgeschrittenen Schlagzeugern die Ihr Spiel verändern möchten oder von Musikern die wenig Platz haben und häufig auch nicht unbegrenzt auf einem akustischen Set spielen können. Womit der erste Vorteil schon mal klar auf der Hand liegt. Es gibt aber auch die Möglichkeit auf spezielle Übungsschlagzeuge zurückzugreifen. Das mir bisher einzig bekannte Practice Kit ist das DW „Go Anywhere“ und es ist für ganz andere Zwecke gedacht. Hier steht die Tragbarkeit und der minimale Platzbedarf eindeutig im Vordergrund. Für ein Übungsset zu Hause ist ein E-Drum eine ernstzunehmende Alternative.

Für welche Marke man sich entscheidet hängt in erster Linie wohl vom Geldbeutel ab. Die preislichen Unterschiede zwischen einem E-Drum Set von Millenium und einem Roland V-Drum sind enorm, und wer wirklich nur üben möchte kann auch bei den günstigen Anbietern tolle Sets finden die bei den Markenherstellern gleich einige 100er mehr kosten.

Vorteile des E Drum Sets

  • sehr geringe Lautstärke
  • Verschiedene Sounds
  • Möglichkeiten der Nachbearbeitung

Vorteil Nr. 1 – Sehr geringe Lautstärke
Ein sehr gutes, aber kein Totschlagargument. Auch ein E Drum erzeugt einen gewissen Lärmpegel. In Mietswohnungen mit dünnen Wänden kann man auch mit dem leisen Getrappel auf den Pads einen Nachbarn extrem auf die Nerven gehen. Ne nachdem welche Pads man nutzt liegt der Pegel bei ca. 70 – 90db. Das ist ungefähr die Lautstärke eines Staubsaugers. Lautlos, ist definitiv anders. Allerdings muss man dazu sagen das es gefühlt natürlich wesentlich leiser ist, da es ein sehr mitteltöniges leises Klacken ist. Wer aber mal in einem Raum war in dem ein oder mehrere E Drums getestet werden, der weiß das es einem recht schnell auf die Nerven geht.

Vorteil Nr. 2 – Verschiedene Sounds
Yeah, und da kommt meine Liebe zum E Schlagzeug durch. Dies ist der Grund warum ich mir ein E Drum Set gekauft habe (allerdings zusätzlich zum akustischen Set) Man kann schnell verschiedene Snare und Tom Sounds ausprobieren. Eben schnell mal auf ein Jazz Kit umstellen, bisschen Lust auf Hard ’n Heavy? Kein Problem, schnell mal ein Heavy Set eingestellt und los geht’s. Es ist auch super wenn man mal ein paar Töne auf einem Xylophon spielen muss oder Kesselpauken, ein Gong oder ähnliches. Die Möglichkeiten sind Grenzenlos und man kann seiner Fantasie freien Lauf lassen.

Vorteil Nr. 3 – Möglichkeiten der Nachbearbeitung
Ebenfalls für mich ein absolutes Killerargument. Ich kann in einen Midisequenzer wie z.B. Cubase oder Logic, meine Beats und Fills einfach einspielen, muss mich nicht groß um die Mikrofonierung kümmern und kann die ganze Vielfalt der Sounds aus den einschlägigen Bibliotheken nutzen. Ich kann die Snare später genau zum Stück so anpassen wie ich es möchte. Mit einem akustischen Set bin ich auf den Grundsound des Schlagzeugs festgelegt.

Ein E Drum liefert nur Signale die ich dann später mit den verschiedenen Sounds belegen kann. Wenn ich z.B. ein Stück mit einer sehr dunklen und tiefen Snare eingespielt habe dann kann ich das Ergebnis nur schlecht in eine Piccolo Snare umwandeln. Mit dem Midi Signal geht das ohne weiteres. Natürlich kann man mit entsprechenden Tonabnehmern auch ein akustisches Drumset genauso bearbeiten, aber der Aufwand ist doch wesentlich größer.

Wie man sieht bietet das E Drum einige nicht von der Hand zu weisende Vorteile. Das häufigste Argument ist aber „Spielen ohne den Nachbarn zu stören“. Das ist aber nur bedingt der Fall, wenn man aber nicht unbedingt mitten in der Nacht übt oder ganz früh am morgen, so sind Übungsstunden zu den normalen Zeiten am Vormittag oder Nachmittag auch in Mietswohnungen mit dünnen Wänden sehr gut möglich.

Zur Not kann man sich da auch mit dem Nachbarn verständigen, inwiefern das alle noch ertragbar ist. Die Vielfalt die man mit einem elektronischen Drumkit hat ist aber schon enorm, und wenn ich nicht schon eins hätte, würde ich mir glatt eins zulegen. Doch kommen wir zu den Nachteilen. Anhand der zahlreichen Fachbegriffe in den Nachteilen, kann man schon nachvollziehen das es hier eher um sehr detailierte Probleme geht. Diese sind aber umso schwerwiegender.

Nachteile von E Drums

  • Kein wirklich authentischer Rebound
  • Wirbel und schnelle Rolls sind eher unbrauchbar
  • Nuancen einzelner Trommeln und Becken können nicht wirklich reproduziert werden
  • Niedrige Latenzen sind teuer

Nachteil Nr. 1 – Kein wirklich authentischer Rebound
Rebound ist die Art und Weise wie der Stick vom Fell wieder zurückgeworfen wird, bzw. vom Fell abprallt. Auch mit den sogenannten Mesh Heads, die ein authentisches Spielgefühl wiedergeben sollen, ist die Reproduktion eines normalen Schlagzeugfells nicht gegeben. Im Endeffekt fühlt sich das Spiel auf einem elektronischen Schlagzeug so an wie auf einem Übungspad. Hier ist die Entwicklung noch nicht so weit das man einen adäquaten Ersatz für ein „echtes“ Fell zur Verfügung stellen kann. Zwar ist z.B. die Firma Roland hier sehr bemüht hier dem Drummer das Leben so angenehm wie möglich zu machen, aber selbst bei den hochpreisigen Topmodellen kann so ein elektronisches Drumkit nicht mithalten. Der Rebound ist auch ein Thema für den nächsten Nachteil.

Nachteil Nr. 2 – Wirbel und schnelle Rolls sind eher unbrauchbar
Aufgrund des fehlenden Rebounds und natürlich auch der fehlenden feinen Abstufungen in den Sounds hören sich Wirbel eher mechanisch und steril an. Hier ist allerdings im High End Bereich schon einiges möglich, aber das steht preislich in gar keinem Verhältnis zu einander. Vor allem wenn man bedenkt das man dann immer noch nicht an das original herankommt.

Nachteil Nr. 3 – Nuancen einzelner Trommeln und Becken können nicht wirklich reproduziert werden
Der Vorteil der verschiedenen Klänge und Sets die man mit einem E Drum Set abrufen kann ist ganz schnell wieder verpufft wenn man mal verschiedene Sidestick Sounds benötigt, mal eben etwas mehr an Teppich im Snare Sound braucht oder die Tom gerne ganz leise am Rand anschlagen möchte. Hierzu müsste man dann auf ein anderes Drumset schalten oder einige Pads für diverse Sounds opfern. Dieser Punkt ist dann auch das Killerargument, warum ich lieber mit einem akustischen Drumset mit 4 verschiedenen Snares und Stimmschlüssel in den Proberaum gehe.

Nachteil Nr. 4 – Niedrige Latenzen sind teuer
Latenz ist das Zauberwort mit dem man ganz schnell die Diskussion um E-Drum oder Akustik Drumset ersticken kann. Latenz bezeichnet die Zeit die zwischen dem Aufprall des Sticks auf dem Pad und dem erklingen des Sounds liegt. Auch am akustischen Drumset gibt es eine minimale Latenz, und zwar genau die Zeit die der Schall von der Trommel zum Ohr benötigt. Diese ist allerdings sehr gering, und genau hier kommen nur die wirklichen Topmodell in Regionen die auch für professionelle Einsätze annähernd ausreichend sind. Zwar sind die Latenzen in den unteren Preisklassen mittlerweile echt akzeptabel, aber 7ms sind halt 7ms und das merkt man irgendwann und möchte dann doch lieber zu seinem akustischen Set zurück wechseln.

Komponenten eines E Drum Sets

Ein E Drum besteht genau wie ein akustisches Drumset aus verschiedenen Komponenten. Auch hier gibt es drei relevante Gruppen. Zum einen die Pads für die Trommeln, dann die Beckenpads und natürlich die Hardware. Zusätzlich ist hier noch das Soundmodul die wohl wichtigste Komponente, denn ohne Soundmodul kommt nur Geklacker aus dem Set.

Die Trommel Pads

Wir unterscheiden grundsätzlich erstmal zwischen gummierten Pads und den etwas gehoberenen Meshpads. Letztere sind mit einem Fell bespannt welches sich auch auf einen normalen Drumkessel aufziehen lässt. Es besteht in der Regel aus einem netzartigen Kunststoff, wodurch ein wesentlich leiseres Spielen ermöglicht wird.

Das Spielgefühl auf den Meshheads ist dem eines richtigen Fells schon sehr nahe, man merkt aber mit einer gewissen Erfahrung dass das Rebound Verhalten nicht wirklich identisch ist. Es gibt auch Drummer die lieber auf Meshheads spielen, im Endeffekt ist es Geschmackssache. Gummierte Pads haben in der Regel einen viel stärkeren Rebound. Zudem ist das Spielgefühl auf allen Pads gleich, während auf einem akustischen Schlagzeug die Stand Tom ganz anders zu bespielen ist wie die Snare. Das Spielgefühl ähnelt sehr dem der Übungspads.

Die Signale werden durch spezielle Tonabnehmer in digitale Daten umgewandelt und an das Soundmodul geleitet. Hier wird dann für jedes Pad ein anderer Sound abgerufen. In den ersten Modellen von z.B. Simmons, die in den 80er Jahren aufkamen, war meist nur ein Sound pro Pad möglich, und dieser auch nur an oder aus. Mittlerweile gibt es anschlagsdynamische Pads mit 2 oder mehr Zonen. Man kann so an bestimmten Stellen (meistens am Rand) einen anderen Klang hervorrufen als auf dem Pad selbst. Dies ermöglicht natürlich ein wesentlich authentischeres Spielgefühl, an die Möglichkeiten einer echten Snare kommt so ein Pad aber definitiv nicht heran.

Die Becken Pads

Spezielle Pads für Becken gibt es erst seit Anfang der 2000er Jahre. Aktuell sind 2-3 Zonen Pads der Standard. Eine Zone im Beckenzentrum, eine an der Kuppe und eine an der Kante. Zusätzlich kann noch die sogenannte Abstoppfunktion vorhanden sein, die es ermöglicht einen Becken Choke auszuführen. Die Firma Roland ist sehr darum bemüht bei E-Drums ein möglichst realistisches Spielgefühl zu ermöglichen und hat mit dem V-Cymbal Ride ein spezielles 3 Zonen Ride Becken Pad entwickelt. Hier sind z.B. die Kuppe, der Beckenbogen und die Beckenkante mit verschiedenen Klängen belegbar. Zudem ist die Form des Beckens und der Kuppe so ausgeformt und entwickelt das es dem Spiel auf einem echten Ridebeckens sehr nahe kommt.

Die Hardware

Meist ist bei einem E Drum die Hardware schon dabei. Hier ist dann auch der Schwerpunkt zu setzen für was das Schlagzeug gebraucht wird. Für den Einsatz auf einer Tour ist das Millenium MPS-850 natürlich nicht geeignet. Die Hardware besteht zum großen Teil aus Kunststoff und verträgt ein häufiges auf und abbauen nicht so gut. Dafür muss man dann tiefer in die Tasche greifen und zu den besseren Modellen von Roland, Yamaha oder Alesis greifen, oder aber ein geeignetes Drum Rack kaufen.

Man kann natürlich die Pads auch an ein richtiges Drumrack bauen. Dann ist man aber beim Gesamtpreis auch in ähnlichen Regionen. Generell können E Drum Pads an die gleiche Hardware angebracht werden wie akustische Kessel auch. Hier gibt es die gleichen Aufnahmen wie bei anderen Tomhalterungen. Die meisten Hersteller setzen dabei auf das L-Rod System während Pearl auf seine regulären Tom Halter baut.

Das Soundmodul

Die Auswahl an Soundmodulen ist zwar schon recht groß, aber trotzdem noch überschaubar. Die führenden Modelle sind derzeit das TD-50X von Roland, die Gewa G9 Drum Workstation und das Pearl Mimic Pro. Mir persönlich gefällt die Mischpultoptik des TD-50X am besten. Die Möglichkeiten alle Instrumente separat zu mischen und sowohl für den Aux Eingang und den Click mit einem eigenen Regler zu bedienen sind wirklich sehr hilfreich im Übungsaltag. Bei den Touchscreen Modellen von Pearl und Gewa muss man hierzu erstmal die richtigen Menüs aufrufen.

Dennoch hat das große Touchfeld des Gewa G9 eine Menge komfortabler Funktionen zu bieten und ist auch sehr übersichtlich zu bedienen. Mit etwas Routine kann man damit sicher genauso gut arbeiten. Eine Mischung aus den Systemen wäre aber schon das nonplusultra bei einem E Drum. Diese Module sind aber auch preislich in der Oberklasse und liegen alle bei über 2000 Euro.

In der Mittelklasse finden wir neben dem TD-17 von Roland noch das ATV aD5, 2box DrumIt Three, das Yamaha DTX-Pro sowie das Alesis Strike Performance. Hier kann man eigentlich nur die Sounds mit einander vergleichen, denn in der Preisklasse sind alle Module in der Ausstattung der Regler sehr begrenzt. Nur das Alesis sticht mit seinen 12 Fadern heraus.

In der unteren Preisklasse beherrschen dann die Modelle der großen Musikhäuser das Feld. Millenium MPS-850 und das Fame DD-One Modul sind hier im Preis Leistungsverhältnis wirklich hervorragend. Die günstigen Modelle von Roland sind hier eher als Zusatz zu einem regulären Drumset gedacht und bedienen eher die Zielgruppe des Hybrid-Drummings.

Über die Kompatibilität der Soundmodule

Ich hab schon des Öfteren gelesen das die Soundmodule im Low Budget Bereich nicht untereinander kompatibel sind, das ist nicht ganz korrekt, zwar haben die besonders günstigen Komplettsysteme fest verbaute Kabel in an den Pads aber in den seltensten Fällen sind diese dann auch am Soundmodul fest verkabelt. Selbst das Millenium HD-50 hat am Soundmodul Klinkeneingänge an die man auch andere Pads anschließen kann. Allerdings ist das relativ sinnfrei da wohl niemand ein HD-50 aufgrund der hervorragenden Klänge kauft.

Andere Soundmodule haben gerne eigene Multistecker. Hierfür sind aber Kabelbäume erhältlich die dann mit den herkömmlichen Pads über Klinkenstecker verbunden werden können. Ausnahme bildet hier die Digitale Snare PD-140DS von Roland die nur mit dem Roland TD-50 oder dem TD-27 bespielt werden kann. Das liegt an der neuen Sensoren Technik die auch die Position auf dem Fell triggert und wiedergibt, das Pad erkennt sogar eine aufliegende Hand woraufhin das Drum Modul die Crossstick Sounds anpasst. Das benötigt natürlich besondere Anschlüsse und ausreichend Rechenpower. Diese Snare ist momentan State of the Art im E-Drum Bereich und kostet auch dementsprechend.

In der Regel sind die Drum Module aber mit normalen Klinkensteckern ausgestattet, so das jeder Trigger und jedes Pad direkt angeschlossen werden kann. Und ja man kann ein Millenium HD-50 an ein Pearl Mimic anschließen. Ob das Sinn macht ist eine andere Frage, aber gehen tut das.

E Drum Hersteller

Der Markt ist bei E Drum Sets etwas überschaubarer als bei den akustischen Kollegen. Die ganzen kleinen Custom Hersteller fallen schon mal weg, und auch sonst gibt es nur eine Handvoll Hersteller die den E Drum Markt bedienen. Die Auswahl ist dennoch sehr groß und man kann sich schon mal schnell in den verschiedenen Sets verlieren.

  • 2Box
    Soundmodule & Trigger
  • Alesis
    Soundmodule, Sample Pads und E Drum Kits
  • ATV
  • Behringer
  • DDrum
  • drum-tec
  • Efnote
  • Fame
  • Gewa
  • Hitman
  • Medeli
  • Millenium
    Preiswerte E-Drums auf der Basis der Medeli Drums, teils mit extra für Thomann modifizierten Soundmodulen
  • Pearl
  • Roland
    Derzeit die besten und realitätsnahesten E Drum Sets
  • Simmons
  • X Drum
  • Yamaha

Schreibe einen Kommentar