Wie wird ein Schlagzeug gebaut?

In einem gar nicht mal so unaktuellen Video vom SWR geht die Sendung „Handwerkskunst“ der Frage „Wie wird ein Schlagzeug gebaut?“ nach und berichtet über die Herstellung eines Drumsets in Handarbeit. Boris Ritscher, ein Trommelbauer aus Osthofen, verarbeitet in seinen Sets recyceltes Holz aus alten Weinfässer. Dabei zeigt der Beitrag die Herstellung eines sehr großen Sets mit einer 26″ Bassdrum, das erstaunlicherweise gar nicht so teuer ist wie man im Film über den Eindruck bekommt. Eine unaufgeregte Sendung mit den Ausführungen eines Handwerkers der seinen Beruf liebt und lebt und den man gerne noch weitere 45 Minuten und mehr zuhören würde.

Der Beitrag zeigt die Arbeit von Boris Ritscher von Midmill Drums aus Osthofen am Rhein in der Nähe von Worms.

Herstellungsverfahren

Im Grunde unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Verfahren zur Herstellung von Drumkesseln. Zum einen die Fertigung aus Vollholz und die mit geschichtetem Plywood (Sperrholz) bei dem dünne Holzschichten in verschiedenen Richtungen miteinander verleimt werden. Dies erlaubt eine schnellere und kostengünstigere Herstellung.

Plywood Verfahren

Dein Ernst? Meine teuren Kessel sind wirklich aus Sperrholz? Haha, ja, die meisten Drumkessel werden im Plywood Verfahren hergestellt. Sperrholz ist generell nur die Bezeichnung der Herstellung. Es werden dünne Vollholzplatten kreuzweise verleimt. Dieses kreuzweise übereinander legen der Platten nennt man sperren, deswegen halt Sperrholz. Für den Schlagzeugbau werden auch Mischformen genutzt. So werden z.B. in der aktuellen Export Serie von Pearl Mahagoni und Pappelhölzer gemischt, wobei die Mahagonischichten dann jeweils außen liegen. So kann man auch sehr günstige und dennoch hochwertige und gut klingende Kessel für den Massenmarkt herstellen.

In der traditionellen Bauweise sind die äußere und innere Lage horizontal zueinander ausgerichtet, diese Bauweise benötigt in der Regel Verstärkungsringe im inneren der Kessel. Bei der vertikalen Bauweise, wie sie Beispielsweise bei DW auch angewendet wird, kann dieser Verstärkungsring entfallen. Hieraus resultiert eine schnellere Ansprache und größere Resonanz.

Die Anzahl der Lagen birgt im übrigen kein Qualitätsmerkmal. Es sind meist 7 oder 9 Lagen. Vielmehr bestimmt das verwendete Holz sowie die Kesseltiefe als auch die Klangvorstellung, wie viele Lagen verwendet werden.

Massivholz / Fassbauweise

Die Massivholzbauweise ist sehr aufwendig und bringt einen hohen Materialverlust mit sich. Der Kessel wird mehreren trapezförmigen Teilen grob zusammen geleimt und dann wird im Prinzip alles weggeschliffen was nicht zum Drumkessel gehört. Bei der Auswahl der Hölzer ist man sehr flexibel, Wenge, Bubinga, Kirschholz, Walnuß oder vielleicht Fasseiche? Hier ist alles möglich was gefällt. Diese Bauweise wird häufig von kleinen Schlagzeug Manufakturen bevorzugt, die sich bewusst vom industriellen Fertigungsverfahren abgrenzen wollen. Heißt die meisten Schlagzeuge dieser Bauart sind Custom Sets die speziell auf die Wünsche der Kunden zugeschnitten sind.

Metallkessel

Kessel aus Metall werden rund gewalzt und dann verschweißt, gezogen oder gegossen. Die gegossenen Varianten sind in der Regel dickwandiger. Als Material eignet sich generell jedes Metall. Stahl ist die günstigste Variante, was aber nicht heißt das eine Stahlsnare billig sein muss. Messing ist auch recht beliebt aber auch teuerer. Aluminium kommt öfter vor als man denkt. Die Ludwig Supraphonic ist z.B. eine nahtlos gezogene Aluminium Snare die mit Chrom beschichtet wurde. Das „stahlige“ Aussehen verführt auch heute noch einige Händler dazu sie als Stahlsnare zu betiteln. Weitere Materialien sind Bronze oder sogar Kupfer. Letzteres wird zur Zeit immer populärer.

Eine Stahlsnare sollte man immer dann einsetzen wenn der Sound Funky wird, also mit vielen Obertönen. Ja, grundsätzlich kann man jede Snare irgendwie halbwegs gleich hinstimmen und dämpfen, aber ich bin eher der Typ der ohne große zusätzliche Dämpfung auskommen möchte und für verschiedene Sounds lieber verschiedene Snares nutzt. Allenfalls ein Snareweight kommt mir auf das Fell.

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