Übeplan Schlagzeug – Effizienter Üben

Wer ein Instrument ernsthaft auch nur ansatzweise beherrschen möchte wird langfristig nicht um einen Übeplan herum kommen. Dies gilt natürlich auch für das Schlagzeug, oder gerade für das Schlagzeug. Der Übeplan Schlagzeug hilft Dir dabei den Überblick nicht zu verlieren und Dich nicht in sinnlosem herumgejamme zu verlieren. Klar ist es immer wieder mal cool und auch sinnvoll einfach frei von der Leber weg auf dem Schlagzeug herum zu trommeln, aber richtig weiterentwickeln tut man sich dabei nicht.

Es gibt viele Übepläne im Internet, mal mehr, mal weniger sinnvoll. Woran es meistens hapert ist die Differenzierung der einzelnen Phasen in denen sich ein Musiker befindet. Ein Anfänger hat ganz andere Sachen zu lernen als ein fortgeschrittener Schlagzeuger. Wer seine Basics schon gut drauf hat sollte sich z.B. erstmal mehr ums Musik machen kümmern. Genauso ist jemand der seit Jahren schon gut und erfolgreich in einer Band spielt nicht mehr unbedingt gut damit beraten den Schwerpunkt auf die Musik zu legen sondern hat ganz andere Baustellen die er noch abarbeiten kann.

Daher sind hier erstmal die groben Richtlinien abzustecken und sich ehrlich und unbefangen in eine der drei folgenden Ausbildungsphasen einzuteilen.

  • Phase 1 – Anfänger
    Du spielst eventuell in einer Band machst aber oft noch viele Fehler, bist bei bestimmten Techniken überfordert und beschränkst dich daher auf wenige Beats und Fills die du kannst.
  • Phase 2 – Fortgeschrittener
    Beats und Fills hast Du drauf Du spielst in einer Band oder einem Orchester und hast dort keinerlei Probleme deinen Kram herunter zu spulen. Deine Basics klappen aus dem FF und Du denkst eigentlich das Du ein sehr guter Drummer bist.
  • Phase 3 – Profiphase
    Heißt jetzt nur so, Profis haben eigentlich ihr Instrument studiert und sollten keinerlei Probleme haben den Anforderungen an verschiedenste Stilistiken gerecht zu werden. Wir meinen hier die Leute die an und für sich kaum noch üben weil alles was ihnen vorgesetzt wird halt klappt. Oft denkt man hier ich hab schon alles gesehen und kann generell auch alles spielen.

Als Anfänger solltest Du die meiste Übezeit mit den Basics verbringen. Beats in allen Variationen. Fill Ins über das gesamte Set. Single Stroke, Double Stroke, Paradiddle, Hand und Fußtechnik. Bei der Musik sollte man sparsam sein und sich immer nur ein neues Stück vornehmen und dieses so lange üben bis es wirklich klappt. Gut eignen sich hier Play Alongs von Hal Leonard z.B. Drum Play-Along: Volume 32 – Songs for Beginners oder Drum Play-Along: Volume 52 – More Songs for Beginners.

Der Fortgeschrittene Spieler sollte mehr Aufmerksamkeit auf neue Musik legen. Verschiedene Stilistiken kennen lernen und seinen Horizont musikalisch erweitern. Das üben der Basics kann man hier auf eine kurze Zeitspanne erstmal verringern und sich mit neuen Musikstücken beschäftigen. Suche dir zwei bis drei Musikstücke aus und kümmere Dich darum diese auch in verschiedenen Tempi spielen zu können. Lerne alles über den Musikstil und den Originalschlagzeuger deiner Lieblingsstücke.

In der Profiphase hat man schon durch die verschiedensten Stücke aus der Band oder dem Orchester einen großen Erfahrungsschatz. Es ist nicht unbedingt notwendig sich mit noch mehr Musik zu beschäftigen, dies geschieht schon genügend in den Bandproben. Hier sollte der Fokus auf ein entspannteres Spielgefühl gelegt werden. Unabhängigkeit der einzelnen Gliedmaße. Videos von Thomas Lang sind hier eine gute Anlaufstelle. Klar wird man von dem Kram den man hier lernt kaum etwas anwenden in der Musik, es sei denn man spielt bei Toto oder Dream Theater. Aber es hilf unheimlich auf dem Set sicherer, entspannter und besser in Time zu sein, das wiederum wirkt sich enorm auf die Sicherheit der anderen Musiker aus. Wenn der Schlagzeuger zu hundertprozent verlässlich ist dann geht jeder Musiker viel entspannter und sicherer mit der Musik um.

Drei Phasen System

Phase 1

  • 30% Technik
  • 30% Beats
  • 30% Fills
  • 10% Musik

Phase 2

  • 15% Technik
  • 10% Beats
  • 10% Fills
  • 65% Musik

Phase 3

  • 60% Technik
  • 15% Beats
  • 15% Fills
  • 10% Musik

Das ist jetzt nur ein Beispiel und natürlich kein Dogma, wenn einem der Sinn nach neuen Musikstücken ist dann sollte man sich dem auch ruhig hingeben, es soll ja auch Spaß machen, aber ein gewisses Maß an Technikübungen sollte man schon täglich machen um sich weiter zu entwickeln. Der ein oder andere mag seine Übungen eh noch anders einteilen. Für mich und meine Schüler funktioniert das ganz gut.

Übeplan Schlagzeug

Für Schlagzeuger ist es ein großer Vorteil das viele Fortschritte einfach in bpm erfasst werden können, man hat wie im Leistungssport eine klare Zahl, wenn ich meine Paradiddle gestern in 150 und heute in 160 bpm schaffe dann ist das ein messbarer Fortschritt.

Damit haben wir dann auch schon eine Kennzahl die wir unbedingt im Übeplan für das Schlagzeug berücksichtigen sollten. Weitere sind natürlich Datum, Titel der Übung und am besten noch ein Feld für eine subjektive Bewertung (Schulnoten 1 – 6 oder schlecht, geht, gut, super). Das reicht dann auch schon aus. Man sollte beim Übeplan darauf achten sich auf das wesentliche zu konzentrieren und sich nicht in der Planerei verfangen. Pläne werde gemacht um diese umzusetzen.

Das bloße reduzieren auf die bpm Zahl ist auch der größte Kritikpunkt an den meisten Übeplänen. Musik besteht nicht aus bpm Zahlen, sondern ist ein kreativer, künstlerischer Vorgang. Das ist auch ein sehr berechtigter Kritikpunkt. Oft ertappe ich meine Schüler bei Vergleichen wie: „Ja ich kann den Paradiddle 20bpm schneller als Du.“ Kinder halt 🙂 Spätestens wenn dann im Orchester mitgespielt wird trennt sich die Spreu vom Weizen, wer den Takt nicht halten kann, wir auch bei einem Paradiddle von 600bpm nicht der bessere Schlagzeuger sein. Es ist ein Hilfsmittel um seine Gliedmaßen besser zu beherrschen und das resultiert oft auch in einem musikalischeren Umgang mit der Musik da man viel lockerer an die Sache ran gehen kann wenn man seine Technik beherrscht.

Wozu ein Übeplan bzw. wie sinnvoll ist ein Übeplan

Das ist nun eine grundsätzliche Diskussionsfrage. Wer einen guten Lehrer hat braucht nicht unbedingt einen Übeplan, hier übernimmt der Lehrer die Aufgabe, gibt Dir Übungen für die Woche mit und kontrolliert in der nächsten Stunde den Fortschritt und kann dann dementsprechend reagieren und korrigieren.

Wer keinen Lehrer mehr hat und einfach nur rumjammen will der braucht auch keinen Übeplan. Wem das reicht was er kann der soll halt einfach weiter Musik machen und gut. So soll es ja auch sein.

Bist Du aber öfter mal überfordert oder hast Bock dich weiter zu entwickeln, dann ist so ein Übeplan durchaus sinnvoll, zum einen beschäftigst Du Dich mit dem Thema wesentlich mehr, zum anderen verdaddelst Du nicht Deine Zeit sondern legst halt fest was Du erreichen oder üben willst und arbeitest auf dieses Ziel hin. Es gibt genügend Kritiker die sagen das so ein Übeplan die Kreativität in der Musik killt. Möglich, aber dazu möchte ich mal folgende Situationen erläutern, die sicher jeder von Euch kennt.

Häufig habe ich mich früher dabei ertappt wie ich gesagt habe, oh ich müsste mal wieder Schlagzeug üben, dieses Fill von Drummer X ist so cool aber ich krieg es nicht richtig hin. 3 Monate später der gleiche Gedanke. Wieviel habe ich in den 3 Monaten geübt, nicht einmal, oder vielleicht doch mehrmals aber eben nicht das Fill das ich lernen will. Mit dem Übeplan setze ich mich nun mit dem ausseinander was ich kann, was ich verbessern will und was ich lernen möchte.

Ganz oft saß ich am Drumset und dachte mir so, was übe ich denn, ah okay Double Bass das ist noch nicht so doll, also ran. 10 Minuten rumgebolzt und gut war. Das hat mich nicht wirklich weitergebracht. Erst als ich mit den Übeplänen angefangen habe, habe ich begonnen mir kleine Ziele zu setzen und diese dann auch über einen gewissen Zeitraum zu verfolgen.

Wer kennt es nicht? Man will eigentlich besser werden aber irgendwie fehlt die Motivation. Ach das bringt eh nicht viel, ich werde eh nicht wirklich besser. Ich kann es halt einfach nicht besser. Mir reicht das doch eigentlich was ich kann. Durch den Übeplan habe ich immer vor Augen das ich mich doch verbessere. Wenn ich heute drin blätter und schaue was ich vor einem halben Jahr gemacht habe muss ich sagen das ich mich sogar stark verbessert habe, und daraus ziehe ich dann die Motivation für neue Übungssessions.

Vorgehensweise

Hier gibt es verschiedene Ansätze. Die einfachste Art ist es die Übungen einfach zu protokollieren. Man fängt an zu üben und notiert sich was man geübt hat. Bei Technikübungen noch die bpm Zahl dahinter und ne kurze Bewertung und passt. Das ist völlig okay und eine durchaus sinnvolle Herangehensweise.

Man kann sich aber auch einen Tag raussuchen an dem man sein Spiel mal rekapituliert. Dies kann einmal in der Woche sein (so mache ich es) oder einmal im Monat. Dabei schaut man dann was man im letzten Zeitraum so alles geübt hat und wo die Fortschritte liegen und wo man stagniert. Gerade die Sachen wo sich der Fortschritt nicht einstellt sind dann wichtige Ansatzpunkte um mal zu recherchieren. Hier kann man im ersten Anlauf auf Youtube nach Videos zum Thema schauen und mal gucken wie andere an das Thema heran gehen. Bringt einem das nicht weiter, kann man auch mal seine Lehrbücher durchforsten, oder einen Lehrer aufsuchen und ihm das Problem schildern. Hieraus entsteht dann der Übeplan für den nächsten Zeitraum. Ich notiere mir dann ein kleines Ziel.

Angenommen ich stagniere beim Single Stroke bei Tempo X und komme da absolut nicht weiter. Auf Youtube habe ich dann von Drumeo einige Videos gesehen wie ich das Problem eventuell lösen kann. Also notiere ich mir für den folgenden Zeitraum an jedem Tag die Übungen und am letzten Tag vor der nächsten „Analyse meine Fähigkeiten“ schreib ich mir das aktuelle Tempo plus 10bpm auf. Wenn ich das erreiche, sehe ich das die Tipps was gebracht haben, ansonsten gleiches Spiel von vorne.

Wie man das genau für sich nun gestaltet ist jedem selbst überlassen und auch sehr individuell anpassbar. Der Übeplan ist kein festgeschriebener Plan sondern lediglich das Werkzeug um sich auf das wesentliche zu konzentrieren und Fortschritte zu dokumentieren.

Grundsätzlich sollte man aber erstmal eine Woche einplanen um den Ist-Stand zu ermitteln. Kram deine alten Übungsbücher raus und suche Dir einige Sachen raus die du gut kannst und einige die Du gerne verbessern möchtest. Schau Dir die Übungen an und spiele Sie in verschiedenen Tempi durch und notiere die bpm Zahl und/oder gibt eine subjektive Bewertung dazu ab. Konzentriere dich erstmal auf maximal 4 Teilbereiche. Zum Beispiel:

  • Single Stroke
  • Paradiddle
  • Ein bestimmtes Musikstück
  • Fußkontrolle

Nimm Dir dann erstmal für ein paar Wochen nur diese Teilbereiche vor und fang erstmal an Übungen und Musikstücke dazu zu spielen oder neue zu finden und protokolliere kurz die einzelnen Übungssessions in deinem Übeplan. Nach kurzer Zeit wirst du schnell feststellen was Du Dir zumuten kannst, wie gut Du vorankommst und wie Du weiter vorgehst. Wichtig ist wie immer erstmal das ANFANGEN.

Für mich und meine Schüler hat sich ein wöchentlicher Übungsplan als sinnvoll herausgestellt, da der Unterricht wöchentlich stattfindet. Hier wird dann gemeinsam geschaut, was habe ich geschafft, was können wir erstmal abhaken, wo müssen wir noch nacharbeiten. Dabei werden die Ziele dann immer wieder etwas angepasst. Bei der wöchentlichen Planung sollte man darauf achten die Ziele kleiner zu stecken und nur wenige Inhalte anzugehen. Bei einer monatlichen Planung kann man die Ziele etwas höher stecken und auch etwas mehr Inhalte angehen.

Vorteile eines Übeplans

  • Dokumentation des eigenen Fortschritts
  • Motivation durch sichtbare Darstellung des Fortschritts
  • Häufige Auseinandersetzung auch mit theoretischen Hintergründen des Schlagzeugs
  • Häufigeres Üben durch mehr Motivation

Nachteile eines Übeplans

  • Zusätzliche Verwaltungsarbeit
  • Gefahr des Verfangens in zu viel Technikübungen
  • Keine wirklich kreative Herangehensweise

Kommerzielle Übepläne

Es gibt einige Übepläne die man vorgefertigt kaufen kann. Hier möchten wir ein paar davon vorstellen und die verschiedenen Konzepte und Herangehensweisen erläutern.

Heute schon geübt?

Ein sehr gutes Konzept für den Einstieg, gedacht für Kinder die bei einem Lehrer im Musikunterricht sind. Das macht das ganze schon wieder obsolet weil die meisten Lehrer ihr eigenes Konzept haben, es funktioniert aber auch im Alleingang.

Es gibt zum einen die Wochenübersichten und zum anderen einen Übeplan. In den Wochenübersichten sollen die Uhrzeiten in denen geübt werden kann festgelegt werden. Der Übeplan legt dann fest was, wie oft und wie lange an welchen Tagen geübt wurde. Für mich persönlich macht das nicht viel Sinn da ich auf feste Übezeiten plädiere und somit das festlegen von Uhrzeiten nicht notwendig ist. Aber für viele Situationen ist diese Art und Weise eine gute Möglichkeit mit einem Übeplan Schlagzeug zu beginnen.

Vorteil an dieser Methode ist, das der Schüler nur noch ankreuzen muss an welchen Tagen er was geübt hat, das minimiert den Verwaltungsaufwand für den Schüler sehr und ist natürlich wesentlich praktischer als wenn er einzelne Übungen erst noch notieren muss.

Practice Journals for Musicians

Guitar Practice Planner

Fazit

Ein Übeplan der richtig eingesetzt ist birgt viele Vorteile. Der größte ist halt, das man ein Konzept hat und dieses nach und nach verfeinert. Man lernt mehr über sein Instrument und entdeckt automatisch neue Herangehensweisen und Techniken die einem sonst eventuell verborgen geblieben wären. Sofern man sich nicht zu verbissen in seinem Plan verliert, überwiegen die Vorteile den Nachteilen der zusätzlichen Verwaltungsarbeit. Prinzipiell profitieren Menschen die von Natur aus gerne Sachen abhaken besonders von einem Plan.

Dennoch gilt: Ein Übeplan ist kein „Muss“ um ein guter Musiker zu werden.

Übeplan Schlagzeug im Überblick

Songs for Beginners – Drum Play-Along Volume 32

Mit diesem Play-Along können Anfänger am Schlagzeug ihre Lieblingssongs jetzt noch schneller und leichter nachspielen! Unter anderem mit Knallern wie:

  • Another One Bites the Dust (Queen)
  • Billie Jean (M. Jackson)
  • Green River (Creedance Clearwater Revival)
  • Helter Skelter (The Beatles)
  • I Won’t Back Down (Tom Petty/Jeff Lynne)
  • Living After Midnight (Judas Priest)
  • The Reason (Hoobastank)
  • 21 Guns (Green Day)

Das beste Play Along für die allerersten Gehversuche, hier werden die Beats gebolzt bis zum Umfallen.

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